Next Stop: Chichicastenango

Next Stop: Chichicastenango

Die vergangenen zwei Wochen in San Marcos la Laguna haben wir noch Spanisch gelernt, entspannt, sind mit dem Boot nach San Juan sowie ein weiteres Mal nach Panajachel gefahren und haben eine schöne Wanderung durch die Berge gemacht. Alles in allem war es ein sehr schönes Monat am Lago de Atitlan. Wir haben viele Touristen getroffen die immer wieder kommen oder gar nicht mehr wegkommen. Für uns war es das aber noch nicht. Nach erst zwei Monaten auf Weltreise ist das Reisefieber einfach noch nicht abgekühlt. Wir wollen noch mehr sehen, erleben und kennenlernen.

Aus diesem Grund lassen wir die Idylle des “schönsten Sees der Welt”, wie er oft bezeichnet wird hinter uns und begeben uns auf neue Abenteuer in Guatemala.

Um 7.00 Uhr geht’s los! Noch schnell frühstücken, vom Garten und unserem kleinem Häuschen verabschieden. Bobo, unser liebgewonnener Wachhund, begleitet uns noch ein Stück auf dem Weg zur Bootanlegestelle. Es wartet schon ein Boot nach Panajachel. Wir steigen ein und fahren los. Letzte Blicke vom Boot aus auf die Berge, Dörfer und Vulkane des Lago de Atitlan. 40 Minuten später steigen wir in Pana ins nächstbeste Tuk Tuk und geben als Ziel die Bus Station nach Chichicastenango (Chichi) an. Es scheint als wäre dem Fahrer vollkommen klar wohin unsere Weiterreise gehen soll. Er warnt uns allerdings noch beim Aussteigen, dass es ein Weilchen dauern könnte bis der Bus kommt. Wir sitzen also ziemlich entspannt beim Wartehäuschen und warten und warten und … ja, warten immer noch.

Einige Busse bleiben bei der Station stehen. Doch leider ist keiner dabei der nach Chichi fährt. Während wir warten versuchen ein paar Tourguides uns ein Angebot für die Fahrt nach Chichi zu machen. Mit ihrem Mini-Van wäre das viel schneller und natürlich sicherer. Leider auch um das Zehnfache teurer, wie wir später feststellen werden. Mehr Zeit vergeht und die Meinungen das es keinen direkten Bus nach Chichi gibt häufen sich. Felix entschließt sich zum gegenüberliegenden Bus zu marschieren. Der Bus steht schon ein paar Minuten da, der Beifahrer preist schreiend die Richtung Solola an. Durch Solola sind wir bei unserer Ankunft vor einem Monat gefahren. Unserer Meinung nach genau die gegengesetzte Richtung. Da wollen wir eigentlich nicht hin aber nachdem uns einige Passanten zu diesem Bus verweisen fragt Felix nach. Der Fahrer des Busses sagt ebenfalls, dass wir mit ihm nach Solola fahren müssen und dort dann umsteigen sollen. “No hay directo!”, also es gibt keinen direkten Bus, wiederholt er mehrmals. Es bleibt nicht viel Zeit für eine Entscheidung, denn der Bus nach Solola fährt in wenigen Minuten los. Wir überlegen. Während wir überlegen versucht uns ein Tourguide erneut davon zu überzeugen mit ihm zu fahren. Mit dem privaten Shuttel müßten wir auch nicht so oft umsteigen. In wenigen Minuten haben wir sogar noch mit ihm einen Preis verhandelt, überlegt wieviel das in Euro ist und uns dann doch ganz spontan entschieden “Was solls, fahren wir mit dem Bus nach Solola!”

Im Chickenbus nach Solola sitze ich eine Reihe hinter Felix neben einer Senorita. Während der Fahrt steigen weitere Passagiere zu. Nun sitze ich eingezwengt zwischen der Senorita und einem Senior. Berührungsängste haben die Menschen hier keine! Ich zum Glück auch nicht! Ganz im Gegenteil. Ich freue mich über das eingezwengt sein. Es gibt mehr Halt in den Kurven, ich rutsche nicht so leicht hin und her. Ich fühle mich so viel sicherer. Vielleicht ist das ja auch ein Geheimnis. Vielleicht sind die Busse ja auch deshalb so voll, damit jeder jeden irgendwie hält. Wer weiß! Während wir fahren überlegen wir wie es wohl tatsächlich weiter geht wobei wir das alles sehr gelassen sehen. “Im Notfall schlafen wir eine Nacht in Solola oder fahren sogar zurück zum Lago de Atitlan. Was solls, wir haben nichts vorgebucht, niemand wartet auf uns.” sage ich zu Felix.

In Solola ist Stau. Einige Passagiere steigen mitten auf der Straße aus. Wir folgen ihnen. Der Bus fährt jedoch noch ein Stück weiter bis zum Park. So einen Park gibt es in jeder Stadt, sie sehen immer ähnlich aus und sind immer im Zentrum, sind also ein guter Anhaltspunkt. Der Beifahrer holt unserer Rucksäcke vom Dach und wirft sie uns entgegen. Auf der anderen Straßenseite stehen Busse die allerdings nicht mit Chichicastenango sondern mit Encuentros beschriftet sind. Wir fragen nach und sollen angeblich bis Los Encuentros mitfahren und dann nocheinmal umsteigen. “Ja, gut mach’ ma das!” Unsere Rucksäcke werden wieder aufs Dach geladen. Wir suchen uns einen Platz und der Bus füllt sich sehr schnell bis keine Sitzplätze mehr frei sind. 5 Minuten zuvor ist bereits ein vollgestopfter Bus mit gleicher Destination abgefahren. Scheint also eine beliebte Route zu sein. Einige Passagiere stehen während der Fahrt. Allerdings steigen viele am Weg bei einer Universität aus. Die Landschaft zwischen Solola und Los Encuentros ist hübsch. Kleine Häuschen die im Niemandsland zu stehen scheinen. Rundherum Felder und Grüne Bergwiesen. Exotische Pflanzen aller Art.

Los Encuentros wirkt hingehen sehr trocken, staubig und schäbig. Es gibt eine große Straße und eine Brücke. Unter der Brücke spielt sich einiges ab. Die Busse halten hier. Wir gehen bei einer Art Pollo Fast Food Restaurant auf’s Klo und machen uns auf die Suche nach dem nächsten Bus nach Chichicastenango. In diesem Fall ist der Bus ein Mini Van. Wir dürfen vorne beim Fahrer Platz nehmen. Hinten im Sitzraum wird eingeladen was sich irgendwie so halbwegs ausgeht. Ich schätze zeitweise sind es an die 15 Leute die irgendwie Platz finden. Einige fahren aber nur eine kurze Strecke mit.

Berg auf, Berg ab, rechts und links, dass sind wir ja schon gewohnt. Die Straßen sind aber gut asphaltiert. Hin und wieder sind auch kleine, gewagte Überholmanöver in Kurven dabei aber auch an das gewöhnt man sich schnell. Nach über einer Stunde kommen wir in Chichicastenango an.

Von Tür zu Tür waren wir etwa 4 Stunden unterwegs und haben für die Bootsfahrt 20 Quetzal, für die Busfahrten 10 Quetzal ausgegeben. Also insgesamt ca. €1,30 pro Person. Das private Shuttle von Pana nach Chichi hätte, mit Discount, 100 Quetzal (€140) pro Person gekostet und wäre wahrscheinlich nur eine halbe Stunde schneller gewesen.

Ja, man spart sich das Umsteigen, man braucht auch nicht all seine Spanisch Kenntnisse auszupacken um herauszufinden wo und wann der Bus ins nächste Dorf fährt. Aber sind es nicht genau diese Erlebnisse die die Spannung des Reisens ausmachen? Wir werden jedenfalls in Guatemala, solange wir nicht unter Zeitdruck stehen, so weiterreisen. Es macht Spaß, man sieht mehr vom Land und man ist einfach näher am “echten” Guatemala.

Comments are closed, but trackbacks and pingbacks are open.