Hier sind wir also wieder. Nach einer geführten Tour mit Adolfo, die uns hauptsächlich die touristischen Highlights der Insel näherbrachte, einer Mopedtour auf eigene Faust um den Vulkan Maderas die gegen Ende für uns beide “ein bisschen anstrengend” wurde und mehreren Ruhetagen in Merida mit See und Vieh haben wir noch immer nicht genug von dieser beinahe unberührten Insel mitten im Lago Nicaragua. Also schwingen wir uns erneut auf unseren knallroten Flitzer und machen diesmal den Norden unsicher.
Beim Mopedverleih treffen wir heute Morgen hauptsächlich Kinder an. Die zwei Männer die sich sonst um die Gefährte kümmern sind nicht hier und so übernimmt ein schätzungsweise 8-10 jähriges Mädchen unsere Anfrage erneut ein Moped, für den ganzen Tag, auszuleihen. Zuerst sind wir nicht sicher ob wir das Moped bekommen weil ja die Männer des Hauses und offensichtlich die Betreiber des Verleihs nicht anwesend sind. Während wir uns fragend anschauen, überprüft das kleine Mädchen mehrmals die Tanks der zwei quasi identen Flitzer und überlässt uns schließlich den mit mehr Sprit. Vermutlich übernimmt sie gerade zum ersten Mal diese Aufgabe und kopiert dabei, so gut es geht, ihren Vater. Während wir warten kommen wir nicht umhin den Rest der Bande beim Scooby Doo schauen in der Garage zu beobachten. Gespannt blicken mindestens vier weitere Kinder und deren Mutter auf den Fernseher. Nur hin und wieder wendet sich ihr Blick in unsere Richtung und der des Mädchens ab. Nach einigen Minuten sind alle Checks erledigt und wir dürfen das Moped langsam in die Ausfahrt schieben. Ich bezahle, vergesse aber meinen Pass abzugeben. Das Mädchen ruft “Pasaporte”, ich entschuldige mich, hinterlasse wie beim letzten Mal meinen Pass und wir fahren los.
15-20 Minuten brauchen wir um von der schlechten Straße in Merida runterzukommen und auf die gut asphaltierte Strecke der Nordseite der Insel zu gelangen. Von da an geht’s mit beinahe Lichtgeschwindigkeit weiter Richtung Vulkan Conception.
Kurz machen wir einen Abstecher nach Altagracia, sitzen eine Weile im Parque Central und kaufen uns Flüssigkeitsnachschub. Wir überlegen, ob wir noch weiter zum Hafen von Altagracia, der auf der Nordostseite der Insel liegt, fahren. Als wir allerdings in die Straße einbiegen die dort hinführen soll, vergeht uns die Lust schlagartig. Eine Wiederholung der letzten Tour wollen wir vermeiden also drehen wir um und fahren lieber Richtung Moyogalpa.
Wieder bleiben wir unzählige Male stehen um die Natur, den Blick auf den Lago Nicaragua und die Vulkane zu genießen. Und natürlich um Photos zu schießen. Ganz bis nach Moyogalpa schaffen wir es nicht, allerdings ist die Hauptstadt wahrscheinlich auch der unattraktivste Teil der Insel.
An einem weiteren Hafen auf der Nordwestseite der Insel, an dem wir kurz halt machen, beschließen wir lieber umzudrehen und nochmal im Ojo de Agua schwimmen und etwas essen zu gehen. Scheinbar war der Tank unseres Mopeds diesmal auch nicht randvoll, denn mittlerweile haben wir beinahe die Hälfte verbraucht. Es wird also Zeit die Rückreise anzutreten.
Gesagt, getan und etwa 20-30 Minuten später sind wir auch schon beim Ojo de Agua. Wir gönnen uns einen kleinen Snack und stürzen uns danach gleich ins kühle Nass. Leider ziehen recht plötzlich dunkle Wolken auf die uns Sorgen bereiten. Bei Regen und Sturm Mopedfahren, vor allem auf dem Streckenabschnitt der zu unserer Unterkunft führt ist nicht unbedingt meine Lieblingsbeschäftigung also entscheide ich kurzerhand dass wir lieber abzischen. Wirklich ausgezahlt hat sich der Besuch beim Ojo de Agua diesmal also nicht. Die Wartezeit auf das Essen war wohl länger als die Zeit die wir im Wasser verbrachten. Aber, “Better be safe than sorry”.
Als wir losfahren fängt es tatsächlich zu regnen an. Anfangs sind es nur ein paar vereinzelte Tropfen doch wie wir wissen kann sich das sehr schnell ändern. Und das tut es leider auch. Wir suchen hektisch nach einem Unterschlupf, finden aber nur einen Baum am Straßenrand der eigentlich so gut wie gar keinen Schutz bietet. Trotzdem bleiben wir kurz unter ihm stehen, verstauen hastig das Kameraequipment und andere empfindliche Dinge im “Kofferraum” des Mopeds und überlegen wie es weitergehen soll. Mittlerweile sind wir waschelnass, ein Ende des Schauers ist nicht in Sicht und unser Unterschlupf bietet so gut wie keinen Schutz. Wir beschließen also, trotz der unangenehmen Bedingungen weiter zu fahren.
Leider haben unsere Helme keine Visiere und so bekomme ich vorne natürlich die volle Ladung ab, habe Schwierigkeiten die Augen offen zu halten und muss zusätzlich noch mit der rutschigen, generell schlechten Straße und der sich einstellenden Kälte kämpfen. Als wäre das noch nicht genug Futter fürs Hirn, versuche ich jetzt auch noch so “ökonomisch” wie möglich zu fahren denn der Blick auf die Tankanzeige bereitet mir große Sorgen. Die Tankstandanzeigenadel hat sich mittlerweile kurz vorm roten Bereich eingependelt. Tankstellen gibt es in dieser Gegend natürlich keine. Wenn überhaupt verkauft jemand am Straßenrand Sprit aus Plastikflaschen, bei strömendem Regen so wie gerade, aber eher nicht. Eigentlich haben wir seit einigen Minuten überhaupt keine Menschen mehr gesehen. Macht Sinn, wer geht denn auch bei dem Wetter raus?
Wir tuckern also weiter vor uns hin, ich versuche jeden Hügel so spritsparend wie möglich zu überwinden und uns sicher nach Hause zu bringen. Diesmal sind es eher meine Nerven die blank liegen. Philippa sitzt hinten und versucht mich aufzumuntern, was ein bisschen hilft. Ich denke mir, falls wir wirklich steckenbleiben rufen wir Adolfo an und fragen ob er uns abholen kann. Wenn da nicht das Problem mit dem Handyempfang wäre …
Es wird aber ohnehin nicht so weit kommen, denn die Umgebung kommt uns langsam immer vertrauter vor. Als wir dann einige Werbeschilder entdecken die wir von unseren Spaziergängen in Merida kennen ist die Erleichterung groß. Wir haben es geschafft! Ich komme mir wie in einem Film vor, als der Regen just in dem Moment in dem wir zum Mopedverleih einbiegen aufhört. Aber was solls, wir sind einfach nur froh wohlbehalten, wenn auch waschelnass, zurück zu sein. Oder anders gesagt: “Todo bien!”
Morgen geht’s zurück nach Granada und ein paar Tage später dann nach Mexico. Wir sind zwar erschöpft, aber erneut um viele Eindrücke und Erfahrungen reicher und das ist es ja schließlich um was es bei dieser Reise geht.
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