¡Todo bien, todo bien!

¡Todo bien, todo bien!

“¡Todo bien, todo bien!”, also “Alles gut, alles gut!” hallt es immer und immer wieder durch die Gasse unseres Hotels in San José, Costa Ricas nicht besonders attraktiven Hauptstadt. Nicht attraktiv ist vielleicht ein bisschen unfair, sehen doch die meisten größeren Städte in Mittelamerika genauso aus. Die große Ausnahme sind natürlich ehemalige Kolonialstädte, wie Antigua Guatemala, Granada (Nicaragua), Valladolid (México), etc. Aber die Zentralamerikanische “Standardstadt” ist nunmal nur “funktionell” und nicht fürs Auge gebaut.

Es ist schon fast Abend und es regnet wie aus Schaffeln als wir nach einer ca. fünfstündigen Busfahrt in San José ankommen. Wir nehmen also lieber ein Taxi und ersparen uns den Marsch durch den Regen um zu unserem Hotel zu gelangen. Natürlich hört es kurz nachdem wir ins Taxi steigen auch schon wieder auf und die Fahrt dauert höchstens 5 Minuten. Macht nichts, oder ¡Todo bien!

Wir sind es aber nicht die diese zwei Worte mindestens 5 Mal pro Minute wiederholen. Nein, ein junger Mann steht unten auf der Gasse, verkauft Zigaretten (auch Stückweise) und beruhigt sich scheinbar selbst indem er immer und immer wieder zu Passanten und sich selbst meint es wäre “Alles gut”. Mittlerweile ist es Nacht oder zumindest dunkel, denn die Nacht beginnt hier immer schon sehr früh. Apropos früh, unser Flug nach Managua, Nicaragua geht am nächsten Tag um 06.30 Uhr. Unser Plan sieht also vor früh schlafen zu gehen um den ersten Bus zum Flughafen gegen 04.30 Uhr zu erwischen. Diese Rechnung hatten wir aber natürlich noch ohne “Amigo Todo bien” gemacht.

Vom Balkon des Hotels aus können wir das Geschehen auf der Straße gut beobachten. Jedem vorbeifahrende Auto wird ein kurzes ¡Todo bien! zugerufen. Ebenso jedem Passaten. Und wenn mal ein paar Minuten keiner vorbeikommt, kann man ¡Todo bien! auch einfach so zu sich selbst sagen. Kein Problem, ¡Todo bien!

Das Einschlafen fällt uns also etwas schwer. Diverse Versuche der Lärmminderung zeigen wenig Erfolg. Philippa stopft sich die Kopfhörer rein und versucht mit einem Hörbuch den Lärm der Straße auszublenden. Ich packe indes das erste Mal auf dieser Reise die Ohropax aus, komme aber recht schnell drauf dass es eigentlich Wasser- und nicht Lärmabweisende Ohrstöpsel sind. Naja, ein bisschen Linderung bringen sie trotzdem.

Blick auf's gegenüberliegende Haus
Blick auf’s gegenüberliegende Haus

 

Wahrscheinlich sind wir nach einem paradiesischen Monat an der Karibikküste Costa Ricas einfach ein bisschen sensibel gegenüber Lärmbelästigung die nicht von der nächtlichen Brandung des Meeres herrührt. Ausserdem fiel uns die Trennung sehr schwer, hatten wir uns doch so gut eingelebt, das “Pura Vida” Feeling schon verinnerlicht und summa summarum einen für uns perfekten Ort zum Verweilen gefunden. Danach in eine laute, nicht besonders hübsche Großstadt zu kommen in der uns das Schlafen schwer fällt ist nicht unbedingt die beste Variante einen schweren Abschied wett zu machen, aber hier sind wir nun.

Blick auf die Straße
Blick auf die Straße

Um unsere knurrenden Mägen zu füllen hatten wir uns zuvor noch Restauranttips von dem jungen, sehr freundlichen Hotel Rezeptionisten geben lassen. Auch seinen Regenschirm borgte er uns, wir sollten aber gut darauf aufpassen, was wir natürlich auch taten. Ob wir wirklich genau das Restaurant dass er empfohlen hat gefunden haben wissen wir zwar nicht, es stellte sich aber heraus dass wir in einem nicaraguanischen Gasthaus gelandet waren. Sehr passend, schließlich ging’s am nächsten Tag eben in dieses Land. Der freundliche und zur Abwechslung der englischen Sprache mächtige Kellner lud uns ein diverse nicaraguanische Getränke auszuprobieren. Was genau wir da alles zu uns nahmen wissen wir zwar nicht, hatten aber unsere Freude am Probieren und die meisten Getränke schmeckten uns sehr gut. Zum Essen gabs unterschiedlich zubereitete Hühnergerichte mit Reis und Salat. Nichts Besonderes, aber die Getränkeverkostung machte daraus etwas mehr als nur “Todo bien”.

Wo wir wieder beim Thema wären… Irgendwann nach Mitternacht tat die Anstrengung der Anreise dann doch ihre Wirkung und ließ uns “Amigo Todo bien” ausblenden. Vier Stunden später läutete der Wecker. Genervt machten wir uns also auf durch die noch dunklen Straßen San Jose’s um zum Busbahnhof zu gelangen. Und zwar so schnell wie möglich. Als Gringos mit all unserem Gepäck in einer zentralamerikanischen Großstadt mitten in der Nacht durch die Straßen zu schlendern ist nicht unbedingt unsere Lieblingsbeschäftigung aber was tut man nicht alles um 20 Euro für ein Taxi zu sparen. Ohne Zwischenfälle kamen wir nach etwa 5 Minuten beim Busbahnhof an und mussten feststellen dass der erste Bus erst in einer halben Stunde fährt. Leider arbeiteten um diese Zeit auch noch keine Straßenverkäufer die uns mit Kaffee hätten versorgen können. Aber hey, “Todo bien, Todo bien”.

Die Anreise zum Flughafen und der Flug ansich verliefen dann ohne Komplikationen und ein paar Stunden später fanden wir uns im sehr schönen, kolonialen Granada wieder, wo wir die nächsten zwei Wochen verbringen würden.

Hasta Luego, Costa Rica
Hasta Luego, Costa Rica

 

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One Response

  1. 220Stephania
    220Stephania at ·

    Also gibt es auch nicht so paradiesische Flecken im Paradies :) Ihr solltet echt ein Buch aus euren Erlebnissen machen! LG.

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